Wir sehen keine Zeichen, Linien oder Farben pur, sondern – und man kann in der Tat so hoch greifen – immer auch „Lebensbilder“. Die Bilder der Kunst erscheinen als Spiegelungen und Irritationen unserer eigenen Lebensbilder. Deshalb rühren Bilder, ermöglichen Stimmungen zwischen Liebe, Hass, Angst oder Gleichgültigkeit. Was sich anlässlich von Bildern ereignet, übersteigt in jedem Fall die Ebene der reinen Zeichen. Die Wirkungen von Bildern liegen gerade in jenen Resten, die nicht unmittelbar augenfällig sind - in den jeweiligen Erfahrungen anlässlich von Bildern.
Fotografien war noch nie eine Momentaufnahme. Das könnte höchstens der Fotoapparat selber so sehen (wenn er denn etwas sagen könnte). Aber kein Betrachter kann eine Momentaufnahme augenblickshaft sehen, weil es keinerlei Situationen der Moment-Abnahme geben kann: Die Konstruktionen des Betrachters, seine unvermeidlichen Sinngebungen ereignen sich stets in einer Zeit, die über den Moment hinausgeht. Auch radikale Momentaufnahmen verbrauchen Zeit in der Rezeption, auch die Momentaufnahmen werden zu einer kleinen (Film-) Geschichte.